Ich werde hier jetzt den vorherigen Post weder entschuldigen noch verteidigen ... vielmehr werde Ich jetzt mal einen Brief veröffentlichen, von dem mir der Sender dies großzügig erlaubt hat. Mit kurzen Einschüben von meinem persönlichen Gedanken.
Ach Brummel, weisst du, ich glaube das ist man einfach ein Stück weiter wenn man sich mal einige Sachen außerhalb der "Norm" klarmachen und vor allem mit sich selber ausmachen musste.Das stimmt ... vor allem erkennt man das zwischen "ein wenig schwulenfeindlich" und "radikaler Rassismus" kein wirklicher Unterschied existiert. Das dies lediglich wieder der Versuch ist das offensichtlich Falsche zu entschuldigen und zu verniedlichen.
Ich kann mir vorstellen, das man über ein "Outing" (bescheuertes Wort) gerade aufm Land eine ziemlich brutale Abhärtung erfährt, und hab nur so eine ungefähre Ahnung was so abgeht als unehelichen Blag eines nichtsnutzigen abgehauenen Vaters aufm Dorf.Tatsache ist, in der Stadt mußte Ich mich schon einigen Versuchen von Rechtsradikalen erwehren, die in Gruppen sich dem Vergnügen des "Schwulenklatschens" hingegeben haben. Viele werden jetzt das nicht glauben, aber gerade auf dem Dorf hatte Ich weniger Probleme als Schwuler als in der Stadt. Auf dem Dorf (dazu muss man sagen als Schwuler "outet" man sich ja meist als Erwachsener, d. h. die Leute hatten einen schon ne Weile vorher kennen gelernt) wird man ehr nach der Tatsache bewertet, ob man irgendwo mit anpackt und sich nicht zu Schade ist auch mal nem anderen zu helfen. In der Stadt geht es nur so "Schublade auf" - "Rein" - "Schublade zu" ... und dabei ist es egal ob das ein Glatzköpfiger ist (der wird zum "Skinhead") obs nen Farbiger ist (der ist dann der verfluchte Sozialschmarotzer) oder nen Schwuler ist (der ist dann der Kinderschänder und Arschficker). Das ist so die Arroganz des aufgeklärten Städters der ja schon alles gesehen hat und deswegen genau weiß was er für eine Person vor sich hat, auch wenn er ihr nie begegnet ist.
Ich geb auf die Meinung von Leuten, die nicht meinem Gerechtigkeitsempfinden entsprechen einen Scheiß und bin jederzeit bereit, die dummen bigotten Hohlpfosten mit der Nase in diesen dampfenden Haufen der Realität zu hauen.Das stimmt ... Doppelmoral und Bigotterie find Ich zum kotzen und entsprechend reagiere Ich auch. Wobei Ich dann ehr versuche den Leuten zu zeigen, dass das Eine eben nicht eine "bedauerliche aber entschuldbare" Schwulenfeindlichkeit und das andere "ein total böser" Rassismus ist. Egal mit welchen Worten man sein Gewissen beruhigen will ... ob Ich jemand ablehne weil er ne andere Sexualität hat als man selber oder weil er ne andere Hautfarbe hat als man selber IST GENAU DER SELBE RASSISMUS.
So wie ich Dich einschätze, ist dieses Bedürfnis bei Dir etwas anders ausgeprägt, aber eher noch deutlicher.
Die meisten Leute sind moralisch aber eher flexibel und fühlen sich schnell persönlich angegangen, wenn ihnen mal wieder jemand gesagt hat wie die Realität jenseits der braven Gardinchen, des Jägerzaunes und Mutters Rockzipfel so aussieht.Womit wir wieder beim Thema Doppelmoral sind. "Ein Schwuler ist total bäh und die sind ja so unmoralisch weil die schlafen ja mit allem was zwei Beine hat" sagens und erzählen im nächsten Atemzug das Sie die Möse von letzter Woche haben fallen lassen weil die nicht blasen wollte und am WE ne neue Schnecke aufreißen werden.
Das führt dann zu so Albernheiten, das der Jupp von gegenüber ja ein warmer Bruder ist, weil er nen Freund hat, aber der eigene Bruder, der auch nen Freund hat, ja nur zu gut für das ganze doofe Weibsvolk da draußen ist.
Das Echo von diesen Menschen ist ja nichtmal persönlich gemeint, sondern einfach Realitätsverweigerung oder sogar eine ganz spezielle Form von Authismus. So in etwa "XYZ ist außerhalb meines Scopes, ich kann nur mit Ablehnung reagieren, da ich andere Handlungsmuster nicht verstehe."Das ist wohl ehr die Einstellung "Nicht sein kann, was nicht sein darf" ... und es darf eben nicht sein, dass die eigenen Vorurteile und Rassismus genau das selbe ist wie der Rassismus der von einschlägigen Organisationen betrieben wird.
Leider sind diese Fritten aber Ottonormalbürger bzw. stellen den Großteil davon.Tja womit wir wieder beim Thema "Der Mensch ist ein Herdentier" wären und die Extremreaktionen wenn es einer wagt die Leute daran zu erinnern, dass sie ja eigentlich keine eigene Meinung haben.
Ich passe mich nicht mehr an, jeder Versuch in die Richtung in die Richtung ist zum Scheitern verurteilt (ich hör meine Psychotherapeuse zustimmend lachen). Ich haue jeden der mir quer kommt und mit Dümmlichkeit auffällt mit Genuss verbal auf die Fresse und wenns hart auf hart kommt auch physisch. Aber die Erkenntnis, dass dies Don Quixote gegen die Windmühlen gleicht, kam irgendwann und war auch nicht leicht zu akzeptieren.
Du wirst Ottonormalbürger immer verschrecken und mit ihm zu hart ins Gericht gehen. Erreichen wirst Du die nie.Siehe oben ... Der Mensch als Herdentier und die Wut wenn man sie daran erinnert ... klar gibt es auch einige die sich darüber klar sind aber sich nicht trauen zu ihrer Meinung zu stehen und diese auch verbal und in Aktionen zu vertreten. Meine Hoffnung (da bin Ich ja Idealist) ist immer, dass Ich es trotzdem schaffe wenigstens ein paar den Mut zuzusprechen sich aus der Herde zu lösen und entsprechend aktiv zu werden. Sowas kann unsere Gesellschaft nur bereichern.
Erreichen wirst Du, wenn Du Glück hast, die, die sowieso an ihrem Ottonormalbürger-Dasein zweifeln. Das sind nichtmal wenige.
Die wollen nur unter Umständen an die Hand genommen werden.
Leider übersieht man die Leute gerne, weil sie eher zu den leiseren gehören.
Ja Du wirst eine Menge Leute verschrecken, die eigentlich eher auf deiner Seite wären, aber ich kann mir nicht vorstellen, das Du dich ernsthaft so verbiegen möchtest, das die nicht verschreckt würden.Klar gibt es auch diejenigen die sagen "Natürlich bin Ich deiner Meinung und auf deiner Seite ... Aber zu meiner Meinung zu stehen? Nein, dass kann Ich nicht und schon gar nicht entsprechend aktiv zu werden. Dann kann Ich mich doch nicht mehr in der Herde verstecken".
Die Beziehung zum eigenen Ich ist ja doch eher Helsinki-Syndrom. Man hat ja Prinzipien :-)